Montag, 12. März 2012

#1: Leinen los auf der Rotary Scout - Ein Erfahrungsbericht von Adrian (FoCWET Mitglied)

Hallo! Ich bin Adrian, 31 Jahre alt und habe Interkulturelle Diplompädagogik studiert. Ich bin 2007 über ein dreimonatiges Praktikum im Rahmen meines Studiums zum Cape Windjammers Education Trust (CWET) gekommen. Während des Praktikums galt, es ein dreitägiges Segeltraining inklusive Übernachtungen an Bord auf die Beine zu stellen.

Für den geplanten Segeltrip stand ein Segelboot der Western Cape Sea Scouts zur Verfügung. Neben dem Skipper und uns drei Betreuern (Antje, Alex und mir) nahmen sechs Jugendliche im Alter zwischen 16 und 21 Jahre teil.


In einem Vorbereitungsworkshop wurden die wichtigsten Segeltechniken, -manöver und –knoten gelehrt. Als Ziel war die St. Helena Bay angepeilt und es sollte in drei Schichten gesegelt werden. Ein Betreuer und zwei Teilnehmern pro Gruppe segelten, während die anderen beiden Schichten entweder ausruhen konnten oder sich um die Verpflegung kümmerten.

Am ersten Tag des Segeltrainings wurde zunächst eine Sicherheitseinweisung durchgeführt. Alle Teilnehmer waren sehr aufgeregt, da niemand von ihnen bisher weder Fuß auf ein Schiff gesetzt hatte, noch
jemals im Ozean geschwommen war! Entsprechend groß war die Ehrfurcht vor dieser neuen Erfahrung. Erstes Highlight war dann die Kapumrundung – kein leichtes Fahrwasser! Schnell merkte man, auf was es beim Segeln ankam: Teamarbeit und gegenseitiges Vertrauen. Während der einzelnen Schichten kam man sich dann auch schnell näher. Bald erzählten wir uns gegenseitig von unseren so unterschiedlichen Lebenswelten, suchten Gemeinsamkeiten, scherzten und lachten zusammen. Natürlich wurden auch immer wieder meereskundliche Themen, wie z.B. die Gezeiten, Navigation nach Kompass und Sternen, Meeresbiologie usw. angeschnitten. Als Kapstadt bei Nacht passiert wurde, war dies Entschädigung genug für alle, die nachts raus mussten.


Am Morgen des zweiten Tages liefen wir nach einer fantastischen Begegnung mit zwei Walen in den Hafen von Dassen Island ein. Dort verbrachten wir den gesamten Vormittag und ließen uns von dem Wächter des dortigen Naturreservates Pflanzen und Tierwelt zeigen. Auch ein kleines Museum über die Geschichte der Pinguinjagd und den Leuchtturm dort konnten wir besichtigen. Dann ging es weiter die Küste entlang Richtung Norden. Am späten Nachmittag zog ein Sturm auf und wir steuerten umgehend den nächsten Hafen an. Dies dauerte aber ein wenig und die See wurde zunehmend rauer. Das Segelboot bekam Schräglage und alle Jugendlichen waren sehr verunsichert. Es bestand aber zu keiner Zeit Gefahr und so stimmten der Skipper und wir drei Betreuer ein altes Piratenlied an. Dies führte anfänglich zu einiger Verwirrung bei den Teilnehmern, beruhigte sie aber auch wiederum und mit gemeinsamer Kraft erreichten wir ohne Probleme den Hafen von Mykonos in der Saldanha Bay. Dort gab es für alle eine heiße Dusche und anschließend wurde an Bord gekocht. Es wurde ein typisches Xhosa-Gericht zubereitet und ich konnte zeigen, wie man Langusten, die wir zufällig morgens von ein paar Fischern geschenkt bekommen hatten, fachmännisch zubereitet.


Abends waren die Erlebnisse des Tages noch mal Thema, vor allem der Sturm am Nachmittag hatte offensichtlich tiefen Eindruck hinterlassen. Ich war von der offenen und tiefgründigen Art, wie die Jugendlichen über dieses Erlebnis reflektierten, überrascht. Daran schloss sich dann ein gutes Gespräch über Ängste im Alltag, und wie man damit umgehen konnte an.

Am Morgen des dritten Tages segelten wir in der Bucht vor Mykonos. Es war windstill, die See flach und die Sonne schien. Bei diesen idealen Bedingungen durfte jeder noch einmal ans Steuer - für alle ein großer Moment! Danach mussten wir leider bereits zurück in den Hafen, wo wir als letzt gemeinsame Aktion dass Boot schrubbten.


In einem Nachbereitungsworkshop wurde noch einmal das Segeltraining gemeinsam mit den Teilnehmern reflektiert. Gerade unangenehme Situation, wie z.B. kleinere persönliche Konflikte auf Grund der engen Lebensumstände an Bord oder Gefühle und Verhalten während des Sturms, wurden noch einmal aufgearbeitet – befremdliche Situationen, bewältigte Herausforderungen, empfundenen Ängste, wie damit umgegangen wurde, was man daraus lernen kann und wie solche Situationen auch auf den Alltag zu projizieren sind. Abschließend betrachtet, war es für alle Jugendlichen ein positives Schlüsselerlebnis, aus dem sie gestärkt herausgegangen sind.

Auch für mich war es ein tolles Erlebnis und eine prägende Erfahrung, was mich dazu bewogen hat FoCWET mitzugründen, um die Arbeit von CWET am Kap zu unterstützen. Ich kann Euch ein solches Erlebnis nur empfehlen und CWET hofft auf Eure Unterstützung.

Euer Friend Adrian

Dienstag, 6. März 2012

# Blogreihe: Die CWET Initiative - Wie ein Jugendsegelprojekt Südafrika auf die Beine hilft!

Wer Gutes tun will, findet in unserer Zeit sicherlich keinen Mangel an Möglichkeiten. Doch unter all den sinnvollen und ehrenhaften Projekten, die unsere Welt verbessern wollen - warum liegt uns genau dieser Verein mit dem seltsamen Namen CWET aus Südafrika so am Herzen, dass wir ihn von Deutschland aus unterstützen? Was genau bedeutet das Konzept "Training unter Segeln" - und warum glauben wir, dass es für benachteiligte Jugendliche eines Dritte-Welt-Landes wichtig sein könnte? Wer arbeitet ehrenamtlich für CWET? Und was ist aus den Jugendlichen geworden, die bereits an den CWET-Programmen teilgenommen haben?

Das sind nur einige Fragen, die uns in der Unterstützungsarbeit für CWET immer wieder begegnen, und die wir uns auch selber immer neu beantworten müssen. In den nächsten Monaten werden wir diese und weitere Fragen auf diesem Blog thematisieren, um Euch als Lesern interessante Hintergrundinformationen zu liefern, und mehr über die Vereinsarbeit in Deutschland aber vor allem in Südafrika zu erfahren. Ihr seid auch herzlich dazu eingeladen, Fragen zu formulieren, die wir dann an dieser Stelle bearbeiten und mit Euch diskutieren werden.

In den nächsten Tagen erwartet Euch ein Erlebnisbericht von unserem Vereinsmitglied Adrian. Er segelte 2007 mit südafrikanischen Jugendlichen auf der Rotary Scout und wird uns von seinen Erfahrungen berichten.

Viel Spaß beim Lesen.
Und Danke für Eure Unterstützung!
Eure Friends